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12.11.2025

Wie chirurgische Innovation sicher gelingen kann

Internationale Studie zeigt, wie neue Operationsmethoden strukturiert und sicher entwickelt werden können. Die Arbeit «Assessing Surgical Innovation: ALPPS - An IDEAL Example of Disruptive Innovation» wurde an der diesjährigen Jahrestagung der «European Surgical Association» in Genf präsentiert und erscheint in der Novemberausgabe in der Fachzeitschrift Annals of Surgery.

Chirurgische Innovation ist ein wesentlicher Motor des medizinischen Fortschritts. Neue Operationstechniken können Leben retten, bergen jedoch auch Risiken, wenn sie zu früh oder ohne ausreichende wissenschaftliche Prüfung eingesetzt werden. Eine internationale Forschungsgruppe um Professor Pierre-Alain Clavien von der Universität Zürich, Hub for Translational Research and Liver/GI Health und dem Swiss Medical Network (Privatklinik Bethanien, Zürich), zeigt nun anhand einer neuen, komplexen Leberoperation, wie chirurgische Neuerungen durch ein schrittweises, transparentes Vorgehen sicher eingeführt werden können.

Im Zentrum der Studie steht das IDEAL-Modell, ein strukturiertes Konzept zur Bewertung chirurgischer Innovationen, welches an der Universität Oxford erarbeitet wurde. Es beschreibt, wie neue Operationsverfahren von der ersten Idee bis zur etablierten klinischen Routine in fünf Phasen systematisch geprüft werden sollten. Ziel ist es, Patientensicherheit und wissenschaftliche Qualität zu gewährleisten.

Fünf Phasen der Innovation

Das IDEAL-Modell gliedert den Innovationsprozess in folgende Schritte:

  1. Idea: Entwicklung eines theoretischen Konzepts und Begründung der Machbarkeit.
  2. Development: erste praktische Anwendungen und technische Anpassungen.
  3. Exploration: Sammlung klinischer Erfahrungen und Aufbau von Registern.
  4. Assessment: Vergleich mit etablierten Verfahren in kontrollierten Studien.
  5. Long-term study: Langzeitbeobachtung und Überprüfung der Ergebnisse im klinischen Alltag.

Dieses Vorgehen soll eine Hilfestellung geben, dass neue chirurgische Methoden evidenzbasiert und nachvollziehbar entwickelt werden, bevor sie in der breiten Versorgung eingesetzt werden.

ALPPS als Beispiel für strukturierte Innovation

Ein anschauliches Beispiel liefert die ALPPS-Technik (Associating Liver Partition and Portal Vein Ligation for Staged Hepatectomy), die am Universitätsspital Zürich massgeblich mitentwickelt und in enger internationaler Zusammenarbeit weitergeführt wurde. Das Zweischritt-Operationsverfahren ermöglicht Operationen bei Patientinnen und Patienten mit ausgedehnten Lebertumoren, die früher als inoperabel galten, indem im ersten Schritt ein rasches Wachstum des gesunden Lebergewebes stimuliert wird und im zweiten Schritt die Tumorentfernung folgt.

Nach anfänglich hohen Komplikationsraten wurde ALPPS in Anlehnung an das IDEAL-Modell systematisch überprüft und verbessert. Grundlage bildete zunächst ein von Zürich aus geführtes internationales Register, das weltweit klinische Daten sammelte und Risiken sichtbar machte. Darauf folgten drei zentrale Instrumente:

  • eine internationale Konsensuskonferenz, die einheitliche Empfehlungen für Indikation, Technik und Sicherheit definierte,
  • eine randomisiert kontrollierte Studie, die ALPPS mit klassischen Operationsmethoden verglich und die Wirksamkeit objektiv belegte,
  • sowie ein Benchmarking-Projekt, das Qualitätsstandards festlegte und die Ergebnisse erfahrener Zentren als Referenzwerte für die weltweite Praxis nutzbar machte.

Diese Kombination aus Datenerfassung, wissenschaftlicher Evaluation und Qualitätsmessung ermöglichte eine deutliche Senkung der Sterblichkeit und eine sichere Anwendung der Technik. Heute gilt ALPPS als Beispiel dafür, wie chirurgische Innovation unter internationaler Zusammenarbeit verantwortungsvoll umgesetzt werden kann. Ein anderes, historisches Beispiel ist die Entwicklung der laparoskopischen Cholezystektomie und aktuell die robotische Chirurgie.

Ein Modell für die Zukunft der Chirurgie

Die Studie betont, dass nachhaltiger Fortschritt in der Chirurgie auf globaler Kooperation basiert. Gemeinsame Datenplattformen, standardisierte Analysen und transparente Kommunikation zwischen Kliniken schaffen die Grundlage, um Innovationen sicher und nachvollziehbar zu gestalten. Das IDEAL-Modell dient dabei als praxisnahes Werkzeug – nicht als starres Regelwerk, sondern als Leitfaden für eine verantwortungsbewusste Entwicklung neuer Verfahren.

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Unsere Referenten

Privatklinik Bethanien

Prof. Dr. med. Pierre-Alain Clavien

Spezialisierung
Hepatobiliärchirurgie (Leberchirurgie), Pankreas-Chirurgie, Gallenchirurgie, Onkologische Chirurgie, Viszeralchirurgie Mehr anzeigen